GEDANKENSPLITTER

Loslassen

Wie haben Sie es mit dem Loslassen? Der Frühling ist eine Zeit des Wachstums und der Erneuerung in der Natur und eine wunderbare Gelegenheit, uns von belastenden Dingen zu trennen und Platz für Neues zu schaffen. Der Frühlingsputz eignet sich hervorragend dazu, unsere Wohnungen und Lebensräume auszuräumen, auszumisten und Dinge wegzugeben. Die Phase der Entscheidung, ob etwas nicht mehr gebraucht wird und wegkann, ist nicht immer einfach. Viele tun sich schwer damit, etwas für immer wegzugeben und damit loszulassen.

Wie gehen Sie damit um? Fällt es ihnen leicht, sich von etwas zu trennen? Ich gebe es zu, auch von banalen Dingen wie Kleidungsstücken oder Büchern kann ich mich schlecht trennen. Dass ich damit nicht allein bin, macht es zwar erträglicher aber nicht leichter. Es gibt da mittlerweile ganz gute Ratgeber, die behilflich sind bei der Entscheidung – wenn man es dann auch wirklich konsequent durchzieht. Bei Menschen, die einer Sammelleidenschaft verfallen sind, entpuppt sich eine solche Aufräumaktion schon schwieriger. Da wird es dann sehr herausfordernd oder gar unmöglich, sich von Dingen zu trennen.

Ich habe mal gelesen, dass unsere Unfähigkeit zum Loslassen unsere Verletzbarkeit und Unsicherheit zeigt und uns die Vergänglichkeit unseres eigenen Lebens bewusst macht. Oder anders betrachtet hat loslassen auch mit Ablösung, Aufbruch und Befreiung zu tun. Loslassen zwingt uns auch, über uns selbst hinauszuwachsen. Es ist eine Entscheidung und mit ihr eine neue Erfahrung.

Das Konzept des Loslassens ist in vielerlei Hinsicht ein psychologisches und emotionales Thema, das sowohl unsere physische als auch unsere mentale Gesundheit beeinflussen kann. Der erste Schritt zum Loslassen ist das Erkennen, was uns belastet. Das können alte Erinnerungen sein, negative Gedankenmuster oder sogar Beziehungen, die uns nicht mehr guttun. Indem wir uns dieser Dinge bewusst werden, können wir einen klaren Blick auf das werfen, was wir wirklich loslassen möchten.

Bevor wir etwas loslassen, kann es hilfreich sein, Wertschätzung für das zu empfinden, was wir hinter uns lassen. Vielleicht hat uns ein bestimmter Gegenstand oder eine Beziehung in der Vergangenheit Freude gebracht. Indem wir Dankbarkeit empfinden, können wir mit einem positiven Gefühl loslassen, anstatt es als Verlust zu betrachten. Loslassen bedeutet auch, Platz für neue Erfahrungen und Beziehungen zu schaffen. Wenn wir alte Lasten ablegen, öffnen wir uns für neue Möglichkeiten und Perspektiven, die unser Leben bereichern können. Der Prozess des Loslassens kann emotional herausfordernd sein. Es ist wichtig, sich um sich selbst zu kümmern und sich Zeit zu nehmen, um die eigenen Gefühle zu verarbeiten.

Loslassen ist ein Prozess, der Zeit benötigt. Es ist in Ordnung, in kleinen Schritten vorzugehen. Manchmal kann es hilfreich sein, sich auf ein oder zwei Dinge zu konzentrieren, die man loslassen möchte. Mit jedem kleinen Schritt, den wir machen, gewinnen wir an Leichtigkeit und Freiheit.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Frühling eine wunderbare Gelegenheit bietet, sowohl im Innen als auch im Aussen aufzuräumen. Durch das Loslassen von Dingen, die uns belasten, können wir Platz für Wachstum und Erneuerung schaffen. Ich finde, das Zitat vom österreichischen Schriftsteller Ernst Ferstl trifft es auf den Punkt: «Die Kunst eines erfüllten Lebens ist die Kunst des ‘Lassens’, zuLASSEN, wegLASSEN, losLASSEN.»

Susanne Stamm, Sozialberatung