Gedankensplitter – «Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen»
(Mt 16,19a)
Am 30. Juni feiern wir in St. Peter das Patrozinium, ein Fest zu Ehren des Kirchenpatrons Petrus. Sicherlich ist uns bereits viel bekannt über den Apostel Petrus, der eine bedeutende Rolle in der Jüngerschar Jesu eingenommen hatte und heute für uns Katholiken auch immer noch hat. Immerhin führen wir das Oberhaupt unserer Kirche, den Papst in Rom, auf die Nachfolge Petri zurück, als Fundament der Kirche, wie es die Überschrift aus biblischer Überlieferung besagt. Die Bibel überliefert uns ein vielseitiges Profil von Petrus. Er ist es, der zusammen mit anderen alles stehen und liegen lässt, um Jesus nachzufolgen. In seiner Überzeugung, dass Jesus der Messias ist und in seiner Stärke für Jesu Heilsbotschaft einzustehen, beeindruckt er in vielen Situation und tritt in eine Vorbildfunktion. Doch an einer Stelle, zeigt sich Petrus schwach, verzweifelt und sogar verräterisch. Die dreimalige Verleugnung in der Nacht der Gefangennahme Jesu. Beim Abendmahl beteuert er noch, dass er mit Jesus in den Tod gehen würde und wenige Stunden später leugnet er Jesus überhaupt zu kennen. Zur emotionalen Verstärkung kräht der Hahn drei Mal, so wie Jesus es vorausgesagt hatte. Filmisch wird die Szene zusätzlich noch gerne dramatisch verstärkt, indem es in Jesu Beisein geschieht und die beiden sich dabei in die Augen blicken. Eine schreckliche Vorstellung und Erfahrung, von einer engen Person, der man vertraut, so verraten zu werden. Man würde meinen, dass die Freundschaft beendet wäre und dies nicht wieder gut zu machen sei. Doch in all dem Drama und dem emotionalen Schmerz, sind uns wiederum Jesus als auch Petrus ein Vorbild. Wir wissen, negative Ereignisse wie z. B. Angst oder Verrat, gehören ebenso zum menschlichen Sein wie auch positive Erlebnisse und Eigenschaften. Wir Christen sind durch die Botschaft Jesu der Nächstenliebe dazu aufgerufen an unseren menschlichen Schwächen zu arbeiten und immer wieder aufs Neue in williger Absicht gemäss dieser Botschaft zu leben und schwierige Situationen zu lösen bzw. weiterzuleben. Oftmals wirken schwierige Situation so festgefahren oder unentschuldbar, dass es keinen guten Ausweg zu geben scheint. Genau an diesem Punkt sind uns Jesus und Petrus ein Vorbild. Sie schaffen es aus dieser Situation wieder herauszutreten, indem Petrus sein Verhalten bereut und Jesus ihm vergibt. Dies klingt zunächst flach und banal, übertragen auf viele schreckliche Situationen, die Menschen aus ihrem Leben zu berichten haben. Doch betrachten wir den Verlauf der Versöhnung Jesu und Petrus tiefer, wird ein ganzer Prozess deutlich. Jesus kennt Petrus und seine Schwächen. Er liebt ihn nicht nur mit seinen Stärken, sondern er liebt Petrus als Mensch auch trotz seiner Schwächen, was nicht heisst, dass er diese befürwortet, doch sie gehören auch zu seinem Menschsein. Daher bietet Jesus Petrus die Möglichkeit des Neuanfangs. Petrus, sicherlich unsagbar enttäuscht von sich selbst, wendet sich in seiner Scham des Verrates nicht von Jesus ab, sondern ergreift die dargebotene Hand der Versöhnung Jesu. Dies setzt voraus, dass sich Petrus einen Neuanfang wünscht, was wiederum Reue, Entschlossenheit zum besseren zukünftigen Verhalten und auch Selbstvergebung bedingt. So wird Versöhnung möglich. Sicherlich geht Petrus nicht geschwächt und innerlich zerbrochen aus der Situation heraus, sondern innerlich gestärkt und noch entschlossener als zuvor, für die Botschaft und die Freundschaft Jesu zu leben und schlussendlich auch zu sterben. Das Logo der Pfarrei St. Peter, ein umgekehrtes Kreuz, soll uns alle immer wieder daran erinnern, wie die Beziehung von Petrus und Jesus ausgegangen ist.
Sie endete nicht mit der Verleumdung, sondern in einem so grossen Liebesbeweis, dass Petrus sich nicht würdig fühlte, wie Jesus am Kreuz, für die Erfüllung des Evangeliums zu sterben, sondern umgekehrt. Ein Bild, das uns allen Mut und Hoffnung schenken lässt, dass eine innere Umkehr immer möglich ist.
Diana Schneider, Theologin