Gedankensplitter – Lebendige Verbundenheit über den Tod hinaus

Schon ziemlich viel «Tod»… Diesen Eindruck habe ich manchmal in unseren Sonntagsgottesdiensten: Zu Beginn werden die Jahrzeiten und Gedächtnisse erwähnt, später oft eine Fürbitte für die Verstorbenen, danach die Mitteilung der kürzlich Verstorbenen aus dem Pastoralraum und schliesslich im Hochgebet die Bitte für unsere verstorbenen Schwestern und Brüder. Warum aber, so frage ich mich, ist mir diese unüberhörbare Erwähnung von verstorbenen Menschen im Gottesdienst unangenehm, warum störe ich mich daran? Wohl einfach weil der Tod meist mit Trauer, Schmerz und Leid verbunden ist, auch weil die Verstorbenen mich an meine eigene Vergänglichkeit und die Endlichkeit meines Lebens erinnern, und weil mir die Erwähnung der Toten irgendwie die friedlich-besinnlich-frohe Atmosphäre im Gottesdienst «verdirbt».

Dabei ist mit dieser starken Präsenz der Verstorbenen doch genau das Gegenteil beabsichtigt – daran erinnern uns in diesen Tagen das Hochfest von Allerheiligen und der Allerseelen-Tag: Das Gedenken an die geliebten Verstorbenen, das Gebet für unsere Toten machen überhaupt nur Sinn, weil diese Menschen für uns «nicht tot» sind; im Lichte unseres Glaubens wurden sie im Tod hineingeboren in das neue Leben, das Ewige Leben! Zugegeben, man könnte dieses «Totengedenken» in den Sonntagsgottesdiensten vielleicht etwas bündeln. Aber der wahre Grund für diese lebendige Verbundenheit über den Tod hinaus bleibt für unsere christliche Existenz im Hier und Jetzt fundamental wichtig – und mein Eindruck wird im Sonntagsgottesdienst künftig nicht mehr «ziemlich viel Tod» sein, sondern vielmehr: Ganz viel «Leben», halleluja!

Boris Schlüssel, Kaplan

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Quelle: Pixabay